Halina Birenbaum                                                                    

 

 Sie wartete auf mich am Wegrand

 

Sie wartete auf mich am Wegrand

Sie wußte daß ich noch einmal zu ihr kommen werde

Sie zu fühlen mit allen meinen Sinnen

Die Mutter meine die Schöne und Junge

 

Sie wartete auf mich am Wege nach Majdanek

Gegenüber der „Desinfektion“ – Gaskammer

 

Ich kam von fernsten Fernen nach 40 Jahren

Und sie stand hier – so wie damals trotz ihres Todes

So wie an jenem Tag des Abschieds

 

Schwarzhaarig, eine Kleine mit fallenden

Locken über ihrer Stirn wie eine Krone

Wangenrot, große Augen von Schlaflosigkeit

Weiße Zähne wie Perlen

Kommen zum Vorschein

Bei ihrem herrlichen Lächeln

 

Das schönste auf der Welt

Das Lächeln einer Mutter

Die sich bemüht ihr Kind zu beruhigen

Gegenüber Gaskammer und Brennofen.

 

Ein breiter Wollmantel bedeckt ihren Körper

Und auch mich wickelt sie hinein

Um in diese Hölle, Eine Minute vor der letzten zu pflanzen

Kraft und menschliche Wärme

Einen Funken von Licht und Hoffnung

Hier an diesem Ort, von dem man nur

Entweichen konnte als Rauch durch den Schornstein ...

 

Nach 40 Jahren kam Ich wieder her

Von einem anderen Land, als erwachsene Frau

Und so wie das kleine Mädchen das ich damals war,

Die sie so liebte und sich so sorgte um ihr Schicksal.

 

Als ich so aufwärts kletterte

Am Kieselsteinweg fühlte ich ihre Gestalt

Ich rannte ihr entgegen

Mit meiner ganzen Seele

Und so wie damals blieb ich stehen

Wütend vor Schmerz und ratlos

Als ich verstand wurde sie von mir weggerissen

Und ich werde sie nie wieder haben für alle Ewigkeit!

 

Majdanek, das Reich des Todes, das jetzt schlummert

Wir kamen hier zusammen

Und nun bin ich hier allein –

Ich umarme ihre Gestalt, fühle ihre Anwesenheit

Und sinke in schrecklichen Schmerz

Daß ich so klein und hilflos stehe gegenüber

Der Gaskammer die zu spät erlosch

 

Ich setzte mich an den Wegrand

Faßte meinen Kopf mit beiden Händen

Und ich weine wahnsinnig mit lautem Gebrüll

Schamlos, ohne Hemmungen

 

Ich lehne mich an den Schatten meiner Mutter

Die hier ermordet wurde

 

Ich klammere mich an ihn mit meinem ganzen Wesen

Fest entschlossen ihn mit nach Hause zu nehmen

Über das weite Meer,

obwohl ich eigentlich ewig hier bleiben möchte

Mit meinen Tränen und meiner Mutter

 

Ich weiß nicht wie ich nach Hause kehrte

während sie dort allein blieb in dieser

                                                schrecklichen Totenstille

Ich stand wie erstarrt, und nur mein

Weinen schüttelte stark meinen Körper

 

Ein Pole, ein Fremder, Wächter des Museums ging vorbei

Und von einem Hügel am Wegrand rief er zu mir:

Wen hat man dir hier ermordet

Den Du so beweinst?

Als keine Antwort kam, ging er weiter.

 

Er wandt sich an mich

in der Sprache der Menschen die heute leben

Dagegen war ich mit meiner Mutters Gestalt

Mit ihrem Schatten in der leeren Ewigkeit

Mit ihrem Tod in Majdanek

 

Und vielleicht auch mit den Meinigen

 

 

Geschrieben nach einem Besuch in Polen, Juni 1986.

Übersetzt aus dem Hebräischen von Ruth Adler-Goldberg Mai 1989

 

 

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Last updated October 17th, 2005

 

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